Frühling auf dem Kopf oder die Geschichte meines „Hut-Trauma“


Traumhut von P. Treacy - Wie tragen? Ganz einfach mit einem Augenzwinkern

Welche ein Paradigmenwechsel sich doch in den vergangenen 60 Jahren vollzogen hat. Noch in den 60er Jahren war der Hut aus dem modischen Straßenbild nicht wegzudenken und war klassenübergreifend ein Must-have für die Dame und den Herren.

Obwohl der Hut zahlreichen Modemagazinen zufolge ein großes Revival erlebt hat, bin ich nicht davon überzeugt. Denn Base-Caps und die kleinen Möchte-gern-Borsalino-Imitate à la H&M sind für mich keine Hüte sondern Zeugen des schlechten Geschmacks in der Plastik-Ära.

Ich selbst hege und pflege meine Hüte und bekomme Herzrasen, wenn ich als den Augenblick denke, als meine Katze mit meinem in London erstandenen Philip Treacy Hut spielte und die Fasanenfedern des raffinierten Hutputzes im Schlafzimmer verteilte. Die als Katzenspielzeug verendeten Fasanenfedern habe ich mittlerweile durch Federn einer mir nicht bekannten Vogelart ersetzt (es merkt keiner!), möchte aber niemals einem Modisten beichten, wie Federn mit Heißkleber aus dem Bastelbedarf in Marke Eigenbau wieder zurück auf den Hut fanden.


Meine größten Hut-Schätze sind jedoch die Hutkollektionen meines Großvaters – ja Sie lesen richtig – und meiner Großmutter. Diese wunderbaren Artefakte für den Kopf sind wirklich „Kopfschmuck“. Sie geben jedem trivialen Alltagsoutfit die richtige Prise Grandezza, Drama oder Extravaganz. Etwas Bohème ist auch dabei...

Wie sehr bereue ich es noch immer, dass ich bei meiner eigenen Hochzeit auf den besonderen, nur mich für mich und nur für diesen Tag gemachten Kopfputz verzichtet habe – aber selbst ein echter Philip Treacey Hut wäre an diesem Tag wohl vor Hitze geschmolzen oder von der Luftfeuchtigkeit in sich zusammen gefallen. Diese Konzession muss „frau“ bei einer Tropenhochzeit am Strand eines kleinen Eilands am Äquator wohl oder übel machen. Dennoch bleibt von diesem Tag eine seelische Blessur zurück, ich nenne sie mein „Hut-Trauma“. Immer wenn die alte Wunde besonders schmerzt, mache ich im heimatlichen Berlin einen Ausflug zu den kleinen Shops der von mir heiß verehrten Modistinnen Soraya Hein, Julia Mogwitz oder Fiona Benett, deren weißes Hütchen mein Traum-Accessoire für die Hochzeit gewesen wäre. Quelle: Fiona Benett
Auf meiner Wunschliste stehen ganz oben dieses kokette Pillbox-Modell aus Stroh von Soraya Heins Label "Feines Hutwerk" . Dazu ein enges Kostüm in grège und ich fühle mich wie einst Jean Harlow.

Außerdem sehr zu empfehlen für die ersten Frühlingssonnenstrahlen ist noch immer das Thema Farbe und Coulorblocking. Doch nicht nur auf Kleidung und Schuhen. Das kann jeder! Viel spannender wird es, wenn zum pinken Hut ein grüner Kaschmir-Pulli von Michael Kors und ein Spitzenrock von Marni mit Polka-Dots getragen wird. Klingt schräg - ist es auch, aber wollen Sie immer Mainstream sein?

Diese Modelle von Julia Mogwitz machen mir sofort Lust auf eine Promenade entlang der Spree. Vor allem die Federn machen aus jedem Hut ein kokettes Hütchen. I love feathers!


Ach, und was ich nicht minder liebe als Hüte: diese kleinen nostalgischen Hutschachteln. Die sind mir beinahe so lieb wie die Hüte, die darin in knisterndem Seidenpapier schlummern und auf den nächsten Ausgang warten… Wer seine alte oder neue Hutschachtel nicht mehr braucht - ich starte einen Aufruf, bitte alles umgehend an mich!

Luxurylovers, wünscht sich 2012 endlich wirklichen Mut zum Hut!

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